Von der Herausforderung, als Nachfolger den eigenen Platz zu finden.

Ein befreundeter Werber aus Lüneburg klagt mir sein Leid. Seit Jahren würde er mit den Unternehmern vor Ort das große Jahrestreffen des Unternehmerclubs veranstalten, so auch in diesem Jahr. Mit viel Engagement und Freude bereiten die vornehmlich älteren Unternehmer der Region diese Veranstaltung gemeinsam vor. Doch dieses Jahr ist zum ersten Mal der Junior eines großen Fabrikanten vor Ort dabei.

Und der weiß mit seinen 28 Jahren einfach alles besser – so mein Freund genervt. Regelmäßig würde der Junior die Vorbereitungstreffen damit sprengen, mit neuen Ideen aufzutrumpfen, vergangene Veranstaltungen abzuwerten – ein Umstand, den mein Werberfreund ganz und gar nicht tolerieren kann.

Ich verstehe ihn gut. Kenne ich ihn doch schon lange und weiß, dass er auf destruktive Kritik nicht gut zu sprechen ist. Verständlich. Trotzdem versuche ich mit ihm zu beleuchten, was in dem Sohn des Fabrikanten wohl vorgehen mag. Wie fühlt dieser sich wohl als jüngster unter den Senioren? Welche Ängste mag er haben? Welche Befürchtungen hat er wohl, wenn er mit soviel Nachdruck seine eigenen Ideen vorstellt? Wie mag er wohl nach Hause gehen, wenn er von den Senioren mal wieder „mundtot“ gemacht wurde? Und vor welchem Hintergrund steckt der Junior wohl so viel Kraft in die Selbstbehauptung?

Mein Freund wird schon nachdenklicher. Besonders, als ich die folgenden Fragen direkt an ihn persönlich richte: Sind die Ideen des Juniors wirklich so schlecht? Oder wird er einfach abgelehnt, weil er einen neuen Blickwinkel, eine neue Perspektive in das Projekt bringt? Was ist gut daran, dass er mit seinen innovativen Ansätzen die Konzepte der erfahrenen Unternehmer hinterfragt? Und wie würde sich der Werber wohl selber in der Rolle des Juniors fühlen?

Ich schildere einige Beispiele aus meiner Coachingpraxis mit Unternehmensnachfolger/Innen, in denen ich mit meinen Kunden daran arbeite, als Junoir/In den eigenen Platz im Unternehmen und in der Gesellschaft zu finden. Dabei geht es auch um offene und verdeckte Erwartungen der Senioren und die Schwierigkeit, gegenseitige Akzeptanz und Toleranz hervorzubringen. Und darum, den Junioren genügend und angemessen Platz für die Selbstentwicklung zu geben. Und wie wohltuend eine wohlwollende Atmosphäre dabei tut!

Mein Freund ist am Ende unseres Gesprächs noch nachdenklicher und nimmt sich vor, beim nächsten Treffen den Junior einmal mit anderen Augen zu betrachten. Wie gut!

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